Am Abend vor dem Scheidungstermin

Bis zur silbernen Hochzeit

hat es nicht gereicht.

Aber fast.

14 Jahre waren auch genug.

Man sagte mir:

Sieben Jahre wird es nun dauern,

bis man ich es wirklich vergessen habe.

Drei sind schon rum.

Trauer, die Schwester meiner Liebe

Ich denke, ich habe es

hinter mir.

Ich denke, ich will

dich nicht wirklich mehr.

Ich weiß,

dass es doch niemals Liebe wird,

was zwischen uns ist,

zwischen dir und mir.

Und sehe doch am Horizont

in tiefes Schwarz gehüllt

die Schwester meiner Liebe stehn.

Sie weint.

Nicht für mich

In deinen Armen war genau so viel Platz,

wie ich brauchte, um mich darin wohl zu fühlen.

Deine Hände zogen Feuerlinien über die

Haut meines Unterleibes.

Wenn du sprachst,

war es immer, als wüsstest du schon,

was ich sagen und denken würde.

Wenn du die Kerzen anzündetest,

leuchteten sie nur für mich

das Dunkel deiner Räume aus.


Doch klingelte das Telefon zu oft.

Und du vollzogst vor meinen Ohren

immer wieder

die wunderbare Vermehrung deiner Tugenden.

Und ich ahnte immer mehr,

und wollte es doch nicht wissen,

dass all das ebenso gut für mich war

wie für viele andere.


Und dass in deinen Armen

genau immer der Platz ist,

der gerade gebraucht wird,

und dass deine Hände ihre Feuerlinien

ziehen über viele Frauenleiber.

Vielleicht auch sprichst du immer aus,

was sie so alle denken.

Dein Kerzenvorrat jedenfalls

ist sicher unbegrenzt.


Ahnungslos nahm ich Platz

am gedeckten Tisch.

In einem guten Gasthaus

soll sich jeder zu Hause fühlen.

Aber für mich war nicht gedeckt.

Berlin, Prenzlauer Berg

In den ganz frühen

hellen, menschenleeren

Morgenstunden,

als ich, wie so oft

nicht schlafen konnte

neben dir,

wartete vor deinem Haus ein Taxi.

Auf irgendwen.

Ich hätte es

rechtzeitig

nehmen sollen.

Es muss weitergehen

Ich weiß nicht

ob es Liebe war.

Ich weiß nur,

dass dein Bild

mich nicht verlassen will.

Ich weiß nicht,

ob es dir entspricht.

Ich weiß nur,

dass mein Herz

noch immer,

immer wieder, bricht.

Ich weiß nicht,

ob der Brand in mir

zu löschen wär

und wie.

Ich fürchte sehr,

dass ich noch lange

peinvoll

deine Gegenwart entbehre.

Und dass mich

plötzlich, zwischen

Hier und Morgen,

ein atemloser Schmerz

befallen kann.

Ganz so wie jetzt,

wo ich nur mühsam

all die Splitter meines Alltags

zusammenfüge.

Und wo ich alle Gegenargumente

brauche –

dazu das Sonnenlicht,

das weiche Hundefell

in meiner Hand,

den Anruf meiner Freunde

und die erschrockene

Erinnerung an alles,

was so schrecklich war mit dir -

um es zu glauben

dass es weitergehen kann.


Auch ohne dich.

Die Rose

Heute früh,

sah ich

entzückt

eine vielblättrige,

geheimnisvolle Rose und

dachte

wenige Sekunden lang

nicht an dich.

Ich habe geweint

vor Glück.

Unter dem Sand

Der Wind peitscht

Sand

über den Flutsaum.

Er weht dich zu.

Ich sehe noch dein Haar

und wenig noch vom Blau

deines Pullovers.

Mehr nicht.

Ein neuer Windstoß

entblößt erneut

deine Wangen,

deine Hände.

Ich starre und

warte.

Irgendwann,

hat der Dünensand

dich

ganz bedeckt.

Ich muss Geduld haben

mit dir.

So hast du gesagt.


Die Stelle, wo du liegst

sieht unberührt und glatt aus.

Morgen vielleicht

wird die Flut

dich schon wieder frei schwemmen.

Aber dann bin ich längst

hinter den Dünen

verschwunden und

auf dem Weg zu mir nach Hause.

Ernüchterung

Der kühle Morgen hat die Zaubernebel plötzlich aufgelöst

und gibt den klaren Blick zurück in alle leeren Himmel.

Ich finde frierend mich, gestürzt auf feuchte Erde.

Der Zauber trägt nicht mehr.


Dort neben mir steht immer noch der gleiche Mann.

Das Leuchten seiner Augen ist jedoch erloschen.

Ich greife tief erschrocken nach dem Lächeln seiner Lippen.

doch meine steifen Finger brechen, was sie halten wollen.

Mein Arm wiegt zentnerschwer in dieser kalten Luft.


Dein Jubelton, der letzte, ist verstummt.

Ich schweige auch

und kann es lange gar nicht fassen:

Zu unsren Füßen liegt der Turm

wie einst in Babel.

Da ist nur noch die Stille,

die schon immer war.