Mein Auto
Du bist mein achtes Auto. Immerhin du fährst.
Ich hatte größere mit viel mehr Pferdestärken.
Du hast mir manchen Ärger schon beschert,
doch insgesamt gibt es nichts Schlimmes zu bemerken.
An deinem linken Flügel grüßt die alte Schramme.
Mein Auto ist kein Traum aus Chrom und Lack.
Ich putz dich niemals mit dem Shampoo-Schwamme.
Und dein verwasch’nes Blau ist auch nicht mein Geschmack.
Doch schließlich soll ein Auto nichts, als funktionieren,
soll starten, wenn ich an dem Zündschloss dreh.
Soll stets mich sicher hin zum Ziele führen
sowohl bei Sonnenschein als auch bei Eis und Schnee.
Du protestierst? Verbittest dir den Spott?
Wie wahr: Wenn ich es recht betrachte,
bist du für mich viel mehr als nur ein Haufen Schrott,
der mich schon oft zum Ziele brachte.
Ich weiß, du stehst da unten auf der Straße
und bist bereit für mich, wenn ich nur will.
Bist wirklich nützlich mir in hohem Maße.
Und wenn ich dich nicht brauche, bist du einfach still.
Du kannst auch schnell sein auf der Autobahn,
wenn ich dir ordentlich zu schlucken gebe.
Zwar brummst du wie ein alter Moselkahn,
doch so ab hundertzwanzig spür ich, dass ich schwebe.
Wir sind ein Team, wenn ich an deinem Steuer klebe.
Ich weiß doch Kumpel, was ich dir verdanke.
Es hängt an dir, dass ich noch sagen kann: ich lebe.
Und ich verspreche dir, dass ich auch immer bleifrei tanke.
Lied des Geliebten beim Reinigen der Windschutzscheibe ihres Autos
Die Stunde der Abfahrt rückt näher.
Es sorgt sich mein Herz:
Du stehst bereit:
betankt und bereift.
ihr treuer Begleiter und Diener.
Mein Freund, ich verlass mich auf dich
und deine mechanischen Künste.
Bring zurück sie gesund und vergnügt!
Weit über maigelben Wiesen
und über hundert sanfte Hügel
soll ungehindert gleiten ihr Blick!
Und ebenso klarsichtig soll sie erkennen
die Kreuzungen und die gefährlichen Kurven
auf ihrem langen, beschwerlichen Weg!
Ich beschwöre dich:
Gehorche dem Spiel ihrer Füße!
Versage ihr nie deinen Dienst!
Versprühe gewaltige Funken
und schlage den Takt deiner Kraft
beharrlich und ohne zu husten
auf deinen vier wackeren Töpfen!
Halte sie fest auf dem Wege.
Und wenn Gefahren ihr drohen
durch Autos und irrendes Wild,
zügle den Lauf deiner Räder!
Lleite sie sicher zurück
durch die stille, lauernde Nacht!
Wenn ihr am Ende wieder zum Tore hereinfahrt,
hupe und blende mit vollem Gelichte!
Alle sollen es sehen und hören:
Hier kommt die Liebste des glücklichsten Mannes.
Sorgsam und gründlich hat er befreit von
Flecken und Schmutz deine Scheibe ---
damit sicher sie heimkehrt,
schnell wie der Wind,
beschützt und geborgen
in ihrem und meinem
Freund Clio!
Der böse Koffer
Du böser Koffer
Du bist schuld.
Du warst zu dick.
Du warst zu schwer.
Ich hatte dich
zu voll gepackt
mit Sehnsucht
und Klamotten.
Obwohl ich wusste,
es sind hundert Stiegen,
obwohl ich wusste,
er ist nicht mehr jung,
hab ich ganz rücksichtlos gedacht:
„Ich kann ihn selbst nicht tragen,
der starke Mann ist schließlich er.“
Er hat’s getan. Was blieb ihm sonst?
Und konnte es doch auch nicht mehr.
Und als wir oben waren,
da war es dann zu viel.
Er hatte Rückenweh davon
für viele, viele Tage.
Du hast mit deiner großen Last
ihm alle Liebe herzlos
ausgetrieben.
Und ich hab lange
Wochen noch gelitten.
Und viele Tränen
wegen ihm geweint.
Doch die Moral ist unumstritten:
Ich trag am besten ab sofort
die Lasten meines Lebens
selbst - und gut verteilt.