Literatur und ihre Botschaften – darf sie überhaupt eine haben? Verdirbt jede Absicht, eine bestimmte Botschaft zu vermitteln, die Welt so darzustellen, dass erkennbar wird, wo Menschen Fehler machen, wo sie unmoralisch handeln, wo sie z.B. vom Mainstream geleiteten Irrtümern aufsitzen, nicht von vorneherein das literarische Werk? Erreicht es seine Leser nur dann, wenn es allein ihnen obliegt, das Beschriebene und literarisch Erlebte zu interpretieren, einzuordnen und für sich zu bewerten? Muss ein Schriftsteller dem von ihm Dargestellten nicht vollkommen neutral gegenüberstehen? Sonst besteht die Gefahr: Der Leser oder die Leserin spürt die Absicht und ist verstimmt?
Meine Romane spielen oft auch in der Arbeitswelt meiner Protagonisten. Für mich ist Arbeit ein wichtiger Teil des Lebens.
Jeder verbringt einen großen Teil seines Tages und insgesamt einen sehr großen Teil seiner Lebenszeit mit Arbeit. Warum sollte die nicht Thema von Literatur sein?
Und dennoch habe ich mich dieses Mal bei so mancher Bemerkung meiner Lektorin gewundert, geärgert oder auch an den Kopf gefasst.
Meiner Lektorin wurde meine Hauptperson zunehmend unsympathisch. Das darf ja sein, sagte ich mir. Aber als sie dann anfing, sie zu werten und als egozentrisch, als naiv, als feige abzukanzeln, da dachte ich: Mädchen, so ist er aber.
Gerade eben habe ich die vielen Anmerkungen und Anregungen in meinem aktuellen Manuskript ein- oder besser verarbeitet, die mir die Lektorin hat zukommen lassen.
Früher habe ich nie ein Lektorat herangezogen. Das war vermutlich ein Fehler, denn erst dadurch, kann man auf sein eigenes Werk eine halbwegs objektive Sicht entwickeln.
Ausgangspunkt meiner Überlegungen sind die Worte zum Thema Kunst, Künstler und Dilettantismus, die Goethe im 2. Kapitel der Lehrjahre seinen Wilhelm im Gespräch mit seinem eher praktisch veranlagten Freund Werner sagen lässt.
Offiziell produziert und stützt man die sogenannte klassische, hochwertige, etablierte Kunst, die nur von gebildeten Schichten und solchen, die sich als gebildet zeigen möchten, frequentiert wird.
Immer schon war es für Künstler ein Problem, eine Lösung dafür zu finden, wovon sie leben sollten. Da sie keinen realen Tauschwert, nichts materiell Brauchbares produzieren, müssen sie jemanden finden, der sie für ihre Kunst bezahlt.