L’apremidi d’un Faun
In der Sonntagsmittagshitze
vor meinem Hügel sitze ich
und schaue unbewegt
ins grelle Sonnenland.
Vor meinen Augen
dehen sich die abgemähten
Weizenfelder ohne Ende
bis zum Horizont.
Ich zähle eine Hand voll Dörfer
in meinem Sommerbild:
Uralte Kirchturmspitzen
wachsen aus grauen Steinhaufen.
Ein grünes Spinnennetz
durchzieht das Sommerland:
laubgrüne Senken, Eichen-Hecken,
und grün gerahmte Straßenbänder.
Die Zeit steht wie erstarrt.
Von Zeit zu Zeit nur streicht
ein sanfter Sonnenwind
über die trockenen Maisfelder.
Ihr sanftes Rauschen betört mein Ohr.
Ganz einsam sitze ich am Wiesenrand,
und starre in die helle, heiße Welt,
unter der weißen Bläue
und lausche.
Die Ginsterschoten knacken
platzend in der Hitze.
Im Farn ein Rascheln:
Ja, da sitzt er,
ist halb verdeckt von Gräserrispen.
Er schaut zu mir herüber
und setzt die Flöte an.
Der erste frost
karg ist es geworden
auf den beeten
in meinem lustgärtchen.
niemand zeigt mehr blatt.
gräulich das grün und
welk die letzten farben
der Astern.
ich habe euch alle
rechtzeitig zu bett gebracht.
die kälte beißt um sich
aber sie kann euch nichts
mehr tun.
ihr habt alle träume
zu euren wurzeln genommen.
haltet sie warm
und laßt sie erst heraus
wenn ihr sicher seid,
daß der weiße tau sie nicht fressen kann
in den eisigen morgenstunden.
ich wache
in der kalten sonne
über eure ruhe,
trotze den stürmen
und erzähle den meisen
vom letzen sommer.
wir warten.
Frühling im Moor
Ich liebe diese weiten, kargen Horizonte,
das helle Licht, das diese stille Welt bescheint,
die sanften Linien der Bodenwellen,
die meinen Augen schmeicheln, ein wenig nur
geschwungen, wie lange Wellenhügel auf
einem spröden Binsenmeer.
Ein herber Landstrich, der sich freundlich zeigt
und nichts verlangt
als Schauen, Schauen, Schauen.
Dort hinten vor dem weiten Wiesenland
seh ich drei Erlen plaudernd beieinander stehen.
Dies Land liegt offen wie die Fläche
einer breiten, ruhigen Hand.
So wie die Linien,
die das Geheimnis eines Lebens hüten,
ziehn schwarze Gräben durch das
sanfte Grün der Felder hin. Sie enden
irgendwo, weit weg, wo wir sie nicht mehr sehen.
Und hier und da entzündet sich das Rostig-Rot
der Grabenränder im Sonnenlicht.
Als hätte jemand diese ockergrüne weite Welt
mit dicken Stiften schwarz und rot markiert.
Die Felder schimmern feucht.
Und große Vögel steigen spritzend
aus den wasserprallen Wiesen.
Im Moos, verborgen zwischen grünen Polsterkissen,
steh‘n stille, kalte Wasserlöcher.
Das Land ist vollgesogen wie ein Schwamm.
Im nahen Moorwald glänzen schwarze Tümpel.
Dort liegen Baumgerippe, halb versunken.
Zwei Birken halten tapfer ihre Kronen, hoch
in die laue Luft. Doch ihre Stämme
sind dem kalten, nassen Element schon preisgegeben.
Und auf der Oberfläche quakt und sirrt das Leben.
Am Ufer werfen Krüppelkiefern
die Sonnenkringel auf das schwarze Nass.
Dahinter dehnt sich immer weiter noch
ein blasses Grün und Ackerbraun,
ein großes Feld, und Wiesen bis ans Ende,
dort wo ein dunkler Streifen Wald
das Himmelsblau vom Frühlingsgrün der Erde trennt.
Ein herber Landstrich, still, doch voller Leben,
der nichts verlangt
als Schauen, Schauen, Schauen.