anhalten!
Anhalten
meine kleine,
die längst nicht mehr nur fröhlich ist
und längst nicht mehr unschuldig,
sie lacht und leuchtet an diesem abend
und singt ein lied
von einem vogel und einem kind.
ich möchte an dieser stelle
die welt anhalten.
Nun bist du fort
Die Sonne scheint durch alle meine Räume,
die fortan nur noch mir gehören werden.
Ich habe meine Freiheit und mein neues Leben.
Ob ich auch meinen Frieden machen kann?
Die Zimmer sehen nicht mehr wie ein Schlachtfeld aus.
Die Glotze schweigt. Die Bilderflut ist fort.
Die schrillen Töne sind verstummt,
und alle Tuben werden wieder zugedreht.
Ich bringe meine Wohnung gleich in Schuss.
Hinweg die Spuren, die mir Ärger machten!
Ich könnte glücklich sein - und merke plötzlich,
fast erschrocken, dass ich weinen muss.
Da ist dein Buch, dort find ich eine Socke,
hier liegt ein Zettel, der ist noch von dir.
Du wirst mich morgen doch besuchen kommen?
Komm wenigstens mal nächste Woche her zu mir!
Ich werde dich vermissen, wie du morgens
dein langes Haar zum Zopf zusammenfasst,
und wie du dann den schweren Rucksack stämmst
und sicher wieder irgendwas vergessen hast.
Am Fenster werde ich wohl manchmal stehen
und denken, dass dort meine Tochter geht.
Zum Telefon werd ich herüberstarren,
mich immer wieder fragen, wie es um dich steht.
Dann muss ich durch die stillen Zimmer wandern,
wo alle Stühle noch so stehn, wie ich es mag,
werd Fotos ansehn, werde an dich denken
und bitter weinen wie an diesem Abschiedstag.