weiterlesen zur Skulptur "Traum"
Sie richtete sich auf. Sie fürchtete sich nicht. Es betrat jemand den Raum durch eine Tür, die hinten im Dämmerlicht des Raumes liegen musste. Stiefel kamen näher, mit Lehm bedeckt. Sie sah auf. Sie spürte auch jetzt keine Angst, nur Erwartung. Große, klobige Hände trugen etwas. Die Hände waren schmutzig. Das, was sie trugen, war klein und es bewegte sich.
„Hier“, sagte eine Stimme, die zu diesen Händen gehören musste.
Und als wenn damit alles klar wäre, öffnete sie wie selbstverständlich ihre Hände, formte sie zu einer kleinen Schale und nahm das Etwas in Empfang. In ihren Händen lag ein kleiner, lebendiger, dickbepelzter Bär, ein winziger Bär. Er lag nicht etwa still. Er drehte sich und sah sich um, aber er wollte nicht fort von ihr. Er streckte sich, räkelte sich wollüstig in ihren Handflächen und kuschelte sich in die Mulden ihrer Hände.
Verzückt formte sie mit ihren Händen diesem frechen kleinen Leben eine warme Höhle. Es durchströmte sie eine Wärme, die ihr bis dahin völlig unbekannt gewesen war. Der kleine Bär räkelte sich noch einmal und schlief dann ein, als gehöre er hier hin und an keinen anderen Ort der Welt.
Sie erwachte wie berauscht.
allgemeine Anmerkung zu den Fantasieszenen:
Etliche meiner Skulpturen haben einen symbolischen oder fantastischen Charakter. So gestalte ich Träume, Visionen oder auch Albträume. Auf diese Weise versuche ich, meine Wünsche, Ängste, Befürchtungen, meinen Ärger oder auch meine Freude bildhaft zum Ausdruck zu bringen.